„Das Gras wächst in allen zehn Ortsteilen gleichzeitig“, bringt es Thilo Zimmermann auf den bekannten Punkt. Der Bauhofleiter bekommt ein Kopfnicken von den Kollegen. In Eschenburg ist die Erfahrung die gleiche wie in der neuen Landgemeinde Stadt Großbreitenbach. Deren Bürgermeister Peter Grimm war zur langjährigen Partnergemeinde seines Heimatortes Altenfeld zum Arbeitsbesuch gefahren, um Erfahrungen auszutauschen. Das haben die Gemeinde in Mittelhessen und der Ort im Thüringer Wald seit 1990 immer wieder getan, woraus eine Freundschaft wuchs.
Die Kontakte sind seltener als in den Jahren der Wende und des Wiederaufbaus, aber nicht minder herzlicher und nicht unwichtiger: Die Landgemeinde Stadt Großbreitenbach wurde zum 01.01.2019 neu gebildet aus den Ortschaften Allersdorf, Altenfeld, Böhlen, Friedersdorf, Gillersdorf, Großbreitenbach, Herschdorf, Neustadt am Rennsteig, Wildenspring und Willmersdorf. Peter Grimm, der vor 30 Jahren mit Hilfe aus dem Dillgebiet den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatte und als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker immer wieder Hilfe aus dem Westen als ein Miteinander erlebt hatte, war zuletzt 18 Jahre ehrenamtlich Bürgermeister von Altenfeld. Die zehn Ortschaften mit 6.300 Bürgern haben sich nun zusammengetan und den Handwerker zum Hauptamtlichen gewählt, der jetzt aus 80 Kilometern Fläche, 300 Kilometer Wanderwegen und einer Fülle an Aufgaben eine Einheit schmieden soll. „Wir haben immer das große Ganze gesehen“, sagt Wegbegleiter Lothar Schubert, der in Altenfeld Peter Grimms „Vize“ war und nun für die Landgemeinde eintritt. „Landgemeinde Stadt Großbreitenbach – das ist nirgendwo ein Widerspruch“, begrüßte Eschenburgs Bürgermeister Götz Konrad. „Keine Stadt ohne Land gilt für Hessen wie für Thüringen, die beide doch sehr eng verwandt sind.“
Bauhof heißt die Mission, die in der Landgemeinde aus sechs Bauhöfen für zehn Ortschaften den kompletten Aufgabenkatalog gleichermaßen gestalten soll. Mit 20 Mitarbeitern, darunter elf in Vollzeit, klingt das leichter als es ist. In Eschenburg, wo zur Wendezeit 15 Kollegen eine einheitliche Truppe bildeten und heute den Dienst tun, fühlte man sich an die Zeiten nach der Gebietsreform erinnert. „Damals war das noch so, dass nach der Einteilung morgens die einen Kollegen in ihr Dorf fuhren und die anderen in ihres – heute sind wir eine Gemeinde“, sagte Bauhofleiter Martin Hirtzbruch. „Und dennoch sind die Zeiten vorbei, in denen zwei Mann auf einem Fahrzeug saßen“, ergänzte Reiner Müller, der als Bauingenieur in Eschenburg auch den Bauhof verantwortet.
Altenfeld ist stolz darauf, sein Freibad ohne Zuschüsse saniert zu haben; Eschenburgs Bauhof hilft im Zweckverbands-Schwimmbad bei Bauarbeiten gut und gerne aus, übernimmt aber keine Schichten mehr in der Badeaufsicht – und die Landgemeinde Großbreitenbach muss heute zwei Freibäder betreiben. Winterdienst, Friedhöfe, Gebäudewirtschaft, Grünpflege, Vereinsförderung, Spielplätze und interkommunale Zusammenarbeit waren Themen des Erfahrungsaustauschs. „Gut ist, wenn man selbst eine Vielfalt an Handwerkern hat“, sagte Bürgermeister Peter Grimm.
Für die Bauhof-Kollegen in Eschenburg ließ er eine Ladung Thüringer Bratwürste dort und die Einladung, aus Eschenburg gerne wieder Besuch in Altenfeld und der neuen Landgemeinde zu begrüßen. „Drei Stunden Autofahrt, die heute leichter sind denn je“, warb Kollege Konrad. „Wir sind als nächste dran mit einem Besuch, obgleich das nie ein „hüben und drüben“ war. Wir lernen gegenseitig voneinander.“
Info: Mehr zur Landgemeinde Stadt Großbreitenbach ist unter www.lg-grossbreitenbach.de im Internet zu finden.