Partnerschaft mit Petschau

Der Tag ist ungünstig, weil an einem langen Wochenende viele gerne verreisen. Der Tag ist günstig, weil am Samstag (12. Mai) Besuch aus der tschechischen Stadt Becov nad Teplou an die Dietzhölze kommt. Der Samstag vor dem Frühjahrsmarkt hat schon länger seinen festen Platz im Veranstaltungskalender des Kulturkreises Eschenburg-Dietzhölztal. Diesmal serviert der KKED „Chor & Literatur“ mit einigen Überraschungen. Und das Konzert soll einem guten Zweck dienen.
Was vor vier Jahren mit Klassikern im Lied und Passagen aus Roderich Feldes Buch „Das Verschwinden der Harmonie“ begann, geht als bunte Mischung weiter. Vom Kunstlied bis zum Poetry Slam spannt sich diesmal der Bogen. Zeitlose Kunstlieder möchten Lena Eberhorn-Stenger (Gesang) und Ehemann Lothar Stenger (Klavier) aus Herborn zu Gehör bringen. Als aufstrebendes Poetry-Slam-Talent ausgezeichnet, hat Alina Pfeifer ein Heimspiel in Eibelshausen. Eine neue Heimat für Chöre, die sich mittlerweile aufgelöst haben, ist der MGV „Liederkranz“ Steinbrücken geworden. Jüngst hat er sein 150-jähriges Bestehen mit einem großen Jubiläum gefeiert, nun will der gemischte Chor um Dirigent Manfred Henne Lust zum Mitsingen machen. Mit einem Harfenspiel von Barbara Sobolewski wird der Abend ausklingen.
Dazwischen wird es Überraschungen aus Becov nad Teplou geben. Das frühere Petschau ist die Heimatstadt des früheren Eschenburger Bürgermeisters Walter Jank. Auf seine Initiative hin entstand ein Schüleraustausch zwischen der Holderbergschule hier und der Musikschule dort. Seit einem ersten Besuch hier haben sich die Schulen jedes Jahr gegenseitig besucht. Die Musik half dabei, einige Sprachbarrieren zu überwinden. 2005 reisten die Holderbergschüler das erste Mal in das Städtchen zwischen Karlsbad und Marienbad und durften sogar im Schloss spielen. Unter dem Motto „So klingt Europa“ hat der KKED einige Gastspiele präsentiert und unterstützt. In diesem Jahr ist eigentlich für September der nächste Gegenbesuch der Tschechen geplant, aber die Finanzierung für die Reise steht noch nicht. Der Kulturkreis will helfen und stiftet den Erlös des Konzertes dem Schüleraustausch.
Das Konzert „Chor & Literatur“ beginnt am Samstag (12. Mai) um 19 Uhr im Bürgerhaus in Eibelshausen (Jahnstraße 3). Der Eintritt für Erwachsene kostet 5 €, Kinder und Jugendliche sind frei. Die Partnerschaft zwischen Eschenburg und Becov nad Teplou soll am Samstag zuvor im Rahmen des traditionellen Seniorennachmittages geschlossen werden, der um 14:30 Uhr im Bürgerhaus beginnt.

Europa wächst am besten mit Musik

„Was heißt denn ‚brätti‘?“, wollten die Mädels der Holderberschule von mir wissen. Sie verstanden vom Englisch des tschechischen Jungen nicht jedes Wort. Bei Blättern durch das imaginäre Wörterbuch fiel es mir dann irgendwann ein: „Pretty! Das war ein Kompliment…“. Das war 2005 bei einem Besuch in Marienbad an der singenden Fontäne. Ein Ausflug bei ersten Besuch in Becov nad Teplou. Der Schüleraustausch zwischen der Holderbergschule in Eschenburg (auch mit Schülern aus Dietzhölztal!) und der Musikschule im frühere Petschau ist seitdem groß geworden wie die Teilnehmer von damals. Bei anderen Programmen gibt es je einen Besuch hier und dort, man schreibt sich vielleicht nochmal. Und das war‘s dann.
Hier hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt. Unser früherer Bürgermeister Walter Jank ist dort geboren worden, als es noch Petschau hieß. 1996 knüpfte er bei einem Besuch in seiner Geburtsstadt den ersten Kontakt. Über die Schulen, durch engagierte Lehrer, kam es 2004 zu einem ersten Besuch von Jugendlichen in Eschenburg. Bei Musik, Ausflügen und Begegnungen sind die Schülerinnen und Schüler mit viel Neugier und ohne Vorurteile aufeinander zugegangen. Wer diesen Austausch erlebt, der sieht schnell: So wächst Europa!
Am Samstag wird die beschlossene Partnerschaft zwischen Eschenburg und Becov nad Teplou mit einer Urkunde besiegelt. „Ziel ist es, den Austausch der Jugend zu sichern und die Begegnung zwischen unseren Kommunen auszuweiten. Zur Aussöhnung nach einer gemeinsamen Geschichte und im Blick auf eine gemeinsame Zukunft in Europa, wollen wir Vertrauen bauen für ein gutes Miteinander“, so steht es in der zweisprachigen Urkunde. Musik ist eine gemeinsame Sprache, in der sich selbst Misstöne auflösen und Harmonie entsteht. Das ist eine gute Grundlage, meint

Ihr Bürgermeister

Götz Konrad