Fahnen halbmast
Vorübergehend geschlossen: Gemeinde-Einrichtungen wie das Rathaus sind geschlossen, die Arbeit muss weitergehen. (Foto: Enrico Reetz)

Das Rathaus ist „vorübergehend geschlossen“, die Arbeit darinnen geht weiter. Wie die Gemeinde Eschenburg im „Krisenmodus“ funktioniert, lässt dieser Bericht erahnen. Das Rathaus ist zwar keine direkte Anlaufstelle mehr, aber über Telefon und E-Mail findet man dort die bekannten Ansprechpartner.

„Läuft in Eschenburg!“ Trotz Corona-Krise ist Reiner Müller zuversichtlich. Der Bauamtsleiter der Gemeinde Eschenburg und sein Team haben viel zu tun, auch wenn einige von ihnen zuhause bleiben: Zum einen wurde der Dienstplan mit dem Virus „synchronisiert“, zum anderen wollen viele Fremdfirmen früher anfangen mit den Baustellen. Auch das gibt es in der Krise, in Eschenburg jedenfalls.
Zum Glück und Geschick war der Haushalt bereits genehmigt und die meisten Ausschreibungen waren gelaufen. Wenn auch das ganze Jahr schon mit Bauzeiten verplant war, kamen Bauamt und Bauhof am schnellsten in den Krisenmodus: Das Zeitmaß in der Dienstplan-Gestaltung sind die zwei Wochen. Denn die 14 Tage sind die maximale Inkubationszeit, in der das Coronavirus nach einer Ansteckung erste Symptome zeigt. Damit sich niemand unwissentlich gegenseitig ansteckt und dann womöglich die ganze Belegschaft ausfällt, wurden bei Wasserversorgung (Gemeindewerke) und Abwasserentsorgung (Kläranlage des Abwasserverbands „Obere Dietzhölze“) als erste zwei voneinander unabhängig agierende Teams gebildet, die keine Berührungspunkte haben durften. „Das ist ja das tückische an Corona. Es dauert zwei Wochen, bis Du weißt, ob Du was abbekommen hast. In die andere Richtung bist Du schon zwei Tage angesteckt, bevor Du erste Anzeichen der Krankheit verspürst. Corona hat keine Bugwelle“, warnt Hauptamtsleiter Rainer Deutsch. „Wir gehen uns systematisch aus dem Weg“, sagt Benjamin Schwehn von der Personalabteilung. Flugs wurde eine Dienstvereinbarung für Telearbeit geschlossen und Laptops fürs Arbeiten von zuhause aus bestellt. „Das ist wie eine Fernsteuerung. Damit kann ich von zuhause aus auf meinen Computer im Rathaus zugreifen und jedes Programm nutzen als wäre ich vor Ort“, schwärmt Bürgermeister Götz Konrad. Denn das ist der Unterschied zu jedem anderen Büro: In einem Rathaus gibt es weit mehr Fachanwendungen und Computer-Spezialitäten. „Ich hatte vorher von einem VPN-Tunnel gehört, aber dieser ‚Tunnel-Blick‘ gefällt mir“, sagt der Rathaus-Chef.
Jetzt wird auch deutlich, dass die neue Telefonanlage damals nicht einfach nur angeschafft, sondern als ein Werkzeug der Zusammenarbeit gekauft wurde: Telefonkonferenz, Videokonferenz, Bildschirmteilen ganz eingeschlossen. Und das wurde plötzlich gebraucht, als die gute alte Dienstbesprechung nicht mehr tragbar war. „Klar kann man im Gespräch miteinander mehr füreinander erfahren“, sagt Sascha Nickel, der den Fachbereich 2 mit Ordnungsamt, Einwohnermeldeamt, Standesamt und Feuerwehr vertritt. „Nur gilt ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht über eine Viertelstunde beim Gesundheitsamt als Kontakt“, so Nickel weiter. „Das gilt übrigens auch in jedem Laden: Wenn jeder an der Theke steht, dann hüpft Corona schneller als das kurze Gespräch beendet ist“, erläutert Bürgermeister Konrad die angesagte Akribie. Wenn eine Corona-Erkrankung auftritt, muss das Gesundheitsamt alle Kontaktpersonen vorsorglich festsetzen in freiwillige Quarantäne zuhause, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet oder wenigstens nach zwei Wochen Klarheit darüber besteht, ob man sich angesteckt hat oder nicht.

Klinken putzen: Wie wichtig die Arbeit der Reinigungskräfte ist, lernt man in Corona-Zeiten zu schätzen. Türen und Handläufe werden besonders gründlich gereinigt und desinfiziert.

Da ist Corona anders als alles andere, merkte Rathaus-Chef Konrad am 11. März bei einer Bürgermeister-Dienstversammlung in Wetzlar, als der Kreis die 23 Städte und Gemeinden auf das Thema einschwor. „Wir müssen dem Virus den Weg abschneiden“, lautet seitdem die Devise. Schule zu, Kita zu, Rathaus zu, Schwimmbad zu, DGH zu, Geschäfte zu, Restaurants zu, … Beerdigungen nur noch im engsten Kreis, Eheschließungen ebenso. „Das macht man nicht zum Spaß, sondern aus Vorsicht“, sagt Eschenburgs Erste Beigeordnete Uta Kasper-Saßmannshausen. Die Gremien haben auch „zu“. Der Gemeindevorstand, der sich sonst jeden Montag trifft, entscheidet nach dem 16. März im so genannten Umlaufbeschluss. Und eine der ersten Entscheidungen war, die Eltern von der Kita-Gebühr zu entlasten, derweil sie den Kindergarten gar nicht nutzen können.
Besonders weil Kinder keine Corona-Symptome zeigen – die typischen Alarmzeichen sind bei Erwachsenen Fieber, trockener Husten und Atemnot, bis man telefonisch Hausarzt oder Notdienst kontaktiert – wird diese Krise länger dauern als unser Kalender das Wort Ferien sagen kann: Wer als Kontaktperson zwei Wochen abgewartet hat, muss zur völligen Klarheit noch weitere zwei Wochen dranhängen, wenn Kinder im Haus sind.
„Gehen wir besser davon aus, dass wir bis Ende Mai im Krisenmodus gemeinsam gegen das Virus kämpfen“, rät Bürgermeister Konrad. Für Bauhof und Bauamt geht die Arbeit weiter, allerdings mit Sicherheitsabstand und ohne Kontakt.

Aktuelle Baustellen der Gemeinde Eschenburg

Kita Wissenbach: Dieser Kindergarten wäre ohnehin geschlossen für einen Umbau. Die Firmen und die Gemeinde Eschenburg schaffen selbst in der Krise dafür, dass im Meisenweg bald wieder Kinder spielen können.

Die Baustellen in Eschenburg laufen sehr gut, weil die Ausschreibungen immer früh erfolgten und Aufträge vor der Corona-Krise vergeben wurden. Nicht wenige Firmen wollen ihre Baustellen vorziehen, weil hier alles vorbereitet und finanziert ist. Die Baustellen im Überblick:

– KITA Wissenbach: Schon vorletzte Woche wurden Bodenplatten betoniert. Diese Baustelle ist gut im Zeitplan.
– Pumpleitung Simmersbach: Mehr als 700 m sind bereits verlegt. Die zwei Bohrungen durch die K7 waren auch erfolgreich.
– Endausbau Neubaugebiet Dombach: Fa. Herzog hat begonnen.
– Hochbehälter Simmersbach: Firma Oppermann hat mit Zaunbau und Erdarbeiten begonnen.
– Inliner-Sanierung „Beim Born“: Die Firma Kanaltechnik IF hat in Wissenbach angefangen.
– Gewässerunterhaltung: Die Firma Gerhard und Weigel ist an den verschiedenen Baustellen in der Gemeinde dran.
– Straßenunterhaltung: Firma Grimm besorgt das.
– Steinmetzstraße: Für das Paket aus dem Bauprogramm ist mit der Firma Hönig und Müller Baubeginn in der 17. KW geplant.