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Ausweg aus dem Abschreibungs-Abseits

Viele Vereine fühlen sich von ihrer Stadt oder Gemeinde vernachlässigt, weil sie keine Zuschüsse mehr erhalten oder Sportstätten gebaut wurden „wie früher“. Warum ist kein Geld mehr dafür da?
Grund hierfür ist, dass mit der Einführung wird Doppik – Eschenburg war das im Jahr 2008 – eine ganze neue Zeit und Zeitrechnung begonnen hat. Zukunft ist eine Frage der Waage und nicht mehr des Gemeindesäckels und der Steuereinnahmen. Bei der Folgekosten-Betrachtung ist neben Unterhaltung und Betrieb eine ganz neue Größe in der Ergebnisrechnung zu berücksichtigen, die ganz anders wiegt als in der Privatwirtschaft: Die Abschreibung muss als Aufwand erwirtschaftet werden und kann nirgendwo Abgaben mindernd angerechnet werden (die Abschreibung , die in der Privatwirtschaft den Gewinn mindert und somit die Steuerlast, mindert für die Kommune nicht die Umlagen, die wir an Kreis und Land zahlen müssen). Weil Kommunen nicht aus der „Gewinnzone“ kommen, sondern bestenfalls auf die Kosten kommen, wiegt dieser Aufwand schwer.
Wer diese Krux der Kommunal- Finanzen nicht sieht, wird keine neuen Wege für Vereinsförderung finden. Am Beispiel des neuen Stadions des SSV Wissenbach, der am 15.03.2024 Gastgeber des Kreisfußballtages ist, zeigen wir den Ausweg aus diesem „Abschreibungs-Abseits“.

Anno dazumal: 2001 hatte die Gemeinde Eschenburg in Eibelshausen und Simmersbach gleich zwei  Kunstrasenplätze auf einmal gebaut. Das ging damals ohne Zuschüsse, aber mit Gewerbesteuer-Nachzahlungen in Millionenhöhe. Mit Beginn der doppelten Buchführung – bei uns war das 2008 – musste die Abschreibung nicht nur dargestellt, sondern auch erwirtschaftet werden. Für das Holderbergstadion waren das jährlich 33.718,60 € und für den Kunstrasen Simmersbach 19.043,00 € Jahr für Jahr. Zusammen jährlicher Aufwand in Höhe von 52.761,60 € für „nix und wieder nix.

Abschreiben: Wenn die Gemeinde ein Stadion baut, wird es über 25 Jahre abgeschrieben. Das heißt, die Investitionssumme wird durch 25 geteilt und in der Ergebnisrechnung der kommenden 25 Jahre als Aufwand aufgenommen.

Aufwand: Jahr für Jahr wird die Abschreibung in der Ergebnisrechnung eingebracht, die man sich wie eine Waage vorstellen kann. Die Abschreibung wird auf der Seite Aufwand in die Waagschale geworfen.

Aufwiegen: Bei einer halben Million Investition kommt man auf jährliche Abschreibung in einer Höhe von 20.000 €. Das kann man durch Zuschüsse und Zuweisungen aufwiegen. Bei einem Zuschuss wird der Betrag ebenso über 25 Jahre aufteilt und der einzelne Baustein auf der Ertragsseite eingelegt. 100 % Zuschuss gibt es bekanntlich selten, das hat die Gemeinde Eschenburg bislang geschafft bei der Finanzierung ihrer Bauprogramme z. B. im Freizeitbad „Panoramablick“.

Und weil in der Sportstättenförderung Vereine mehr Zuschüsse erhalten als Kommunen, haben sich die Akteure in Wissenbach angeboten, selbst den Sportplatz zu erneuern. Der SSV Wissenbach hatte sich schon 2015 getraut, beim Bundesprogramm SJK einen Antrag zu stellen und ließ sich von der Absage nicht entmutigen. Sportfreund Hans Haas hinterließ dann dem SSV Wissenbach eine Erbschaft als Startkapital für den Stadionbau. Kreis, Land und Sportbund halfen mit brauchbaren Zuschüssen. Viel Eigenleistung, Spenden und Solidarität bildeten das Fundament für die Finanzierung. Für die letzte Lücke nahm der SSV ein Darlehen auf, dessen Schuldendienst nun die Gemeinde stemmen kann. Diese rd. 7.000 € jährlich sind leichter aufzubringen als das Dreifache an Abschreibung.

Der Kunstrasen im Hans-Haas-Weg dürfte weithin das einzige Stadion sein, das sich weitestgehend selbst rechnet. Und für die Gemeinde Eschenburg sind ein jährlicher Zuschuss von rund 7.000 € besser zu stemmen als 20.000 € Abschreibung.
Den Gremien der Gemeinde wurde dabei klar, dass die Kommune selbst keinen Kunstrasenplatz mehr bauen kann im Alleingang. Auch bei anderen Sportstätten und sogar Spielplätzen – bei denen die Geräte auf acht Jahre abgeschrieben werden – bringen die Abschreibungen eine Kommune schnell ins „Abseits“. Wenn man die Finanzierung ausgewogen gestaltet und Sponsoren für Investitionszuweisungen findet, kann man sich viel Geld sparen und es lieber in die Nachwuchsarbeit und Nachhaltigkeit stecken statt für „nix und wieder nix“ aufzuwenden.


Wie die Sonderposten-Strategie das Schwimmbad sicher finanziert und schuldenfrei geschafft hat, ist hier zu lesen.

 

Wie Kommunen im Verbund gezielt Investitionen finanzieren, ohne ins Abschreibungs-Abseits zu geraten, zeigt der aktuelle Vortrag „Sonderposten-Auflösung als Survival-Strategie“.